Wer schwanger ist, erhält von allen Seiten Ratschläge. Bestimmte Sportarten sollen nicht mehr durchgeführt werden, einige Lieblings-Lebensmittel sind plötzlich tabu. Richtig schwierig wird es allerdings, wenn die Frage aufkommt, ob Sie sich tatsächlich weiterhin die Haare färben möchten. Denn auch Haarfärbemittel stehen im Verdacht, ungeborenen Kindern zu schaden. Wir klären, ob das wirklich stimmt, was Sie beachten sollten und welche Alternativen es gibt.
So funktioniert das Haarefärben
Um nachzuvollziehen, warum das Haarefärben als mögliche Gefahr für ungeborene Kinder betrachtet wird, müssen Sie zunächst wissen, was beim Färben passiert. Sollen Haare dauerhaft koloriert werden, kommen dafür sogenannte Oxidationshaarfarben zum Einsatz. Sie brechen die äussere Schuppenschicht des Haares auf und sorgen so dafür, dass die Farbpigmente tief in dessen Struktur eindringen können.
Anschliessend sorgt eine chemische Reaktion dafür, dass die Farbstoffe sich fest mit dem Haarprotein Keratin verbinden und somit nicht mehr herausgewaschen werden können. Erst wenn das gefärbte Haar am Ansatz weiterwächst, zeigt sich die Naturhaarfarbe wieder. Etwas anders, aber ähnlich dauerhaft wirkt eine Blondierung: Hier werden die Farbpigmente des Haares nicht von künstlichen Pigmenten ersetzt, sondern mithilfe von Peroxiden zerstört.
Werden die Haare getönt, muss die Haarstruktur nicht aufgebrochen werden. Stattdessen legt sich die Farbe wie ein Mantel um die Haare. Aus diesem Grund kann sie auch wieder ausgewaschen werden, meist haben die Haare ihre natürliche Farbe nach zehn bis zwanzig Wäschen wiedererlangt. Für viele Frauen stellt das Haare tönen in der Schwangerschaft die angenehmere Alternative dar.
Wie gefährlich sind Haarfarbe und Bleichmittel wirklich für mein Baby?
Deshalb wird das Haarefärben und Blondieren in der Schwangerschaft gefürchtet
Wenn Sie sich die Haare färben, laufen unterschiedliche chemische Prozesse ab. Dadurch können Haut und Haare gereizt werden, selbst allergische Reaktionen sind möglich. Frauen mit gesunder Haut und ohne Allergien können damit meist gut umgehen. In der Schwangerschaft jedoch tritt ein neues Risiko auf: Die Haut kann chemische Substanzen aufnehmen, wodurch diese in den Blutkreislauf und über diesen auch zum ungeborenen Baby gelangen können. Das gilt sowohl für die Farbpigmente chemischer Haarfarben als auch für die Peroxide in der Blondierung.
Gibt es Studien, die diese Risiken beweisen oder widerlegen?
Zurzeit gibt es keine Studie, die nachweist, dass sich das Haare färben oder Blondieren negativ auf ungeborene Kinder auswirken kann. Selbst die Sorge, die Schadstoffe könnten das Baby erreichen, stellt aktuell nur eine Annahme dar. Auch der Verlauf der Schwangerschaft wird von gefärbten Haaren nicht merklich beeinflusst.
Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Schadstoffe in gewöhnlichen Haarfarben nicht ausreichend stark konzentriert sind, um einem ungeborenen Baby tatsächlich Schaden zuzufügen. Das liegt auch an den strengen Vorschriften, die in der Schweiz gelten. Alle kosmetischen Produkte müssen geprüft und als unbedenklich eingestuft werden, bevor sie verkauft oder von Friseuren genutzt werden dürfen. Für ausländische Produkte kann eine solche Kontrolle jedoch nicht gewährleistet werden. Achten Sie daher besonders genau auf die Inhaltsstoffe von Produkten, die Sie auf ausländischen Websites erworben haben.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Nachweise für die Schädlichkeit des Haarefärbens oder Blondierens in der Schwangerschaft gibt es nicht. Es gibt allerdings auch keine Beweise dafür, dass die Färbe- und Bleichmittel völlig unbedenklich sind. Letztendlich sollten Sie stets auf Ihre eigene Intuition vertrauen, denn als Mutter wissen Sie am besten, was Ihr Baby benötigt.
Darf ich mir in der Stillzeit die Haare färben?
Eine Studie der Universität Heidelberg wies in der Muttermilch von Frauen, die sich die Haare gefärbt hatten, Spuren von Chemikalien nach. Negative Auswirkungen auf die Kinder der Versuchspersonen konnten jedoch nicht festgestellt werden. Vermutlich sind die Konzentrationen der chemischen Stoffe zu gering, um den Kindern zu schaden. Dennoch empfehlen die meisten Ärzte, in der Stillzeit auf chemische Haarfarbe zu verzichten oder zumindest ein ammoniakfreies Produkt zu wählen.
Was muss ich beim Haare färben in der Schwangerschaft beachten?
Fünf Tipps für das Haarefärben in Schwangerschaft und Stillzeit
Niemand muss auf das Haare färben oder Blondieren in der Schwangerschaft verzichten. Haben Sie sich entschieden, das Projekt anzugehen, sollten Sie jedoch die folgenden fünf Tipps beachten. So gehen Sie sicher, dass Sie ein möglichst schönes Ergebnis erzielen und gesundheitlichen Nachteilen aus dem Weg gehen.
1. Zwölf Wochen warten: Die beste Haarfärbezeit in der Schwangerschaft ist das zweite oder dritte Trimester. Während der ersten zwölf Wochen entwickelt Ihr Baby lebenswichtige Organe und Funktionen. Deshalb sollte es in dieser Zeit besonders gut geschützt werden.
2. Rücksprache halten: Besprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt, dass und wie Sie sich die Haare färben oder blondieren möchten. Vielleicht kennt er Produkte, die sich als verträglich erwiesen haben. Ein weiterer Ansprechpartner für das Färben in der Schwangerschaft ist selbstverständlich Ihr Friseur.
3. Hautkontakt reduzieren: Ziehen Sie während des Haarefärbens Gummihandschuhe über, um den Hautkontakt mit der Haarfarbe so weit wie möglich zu reduzieren. Manche Frauen tragen sogar eine Mund-Nasen-Bedeckung, um keine Dämpfe einzuatmen.
4. Ausspülen: Das Färbemittel sollte nicht länger in Ihren Haaren verbleiben als nötig. Spülen Sie es danach gründlich aus, indem Sie lauwarmes Wasser und Shampoo vermeiden.
5. Baby nicht mitnehmen: Wenn Sie sich nach der Geburt Ihres Kindes die Haare färben oder blondieren möchten, sollte sich das Baby währenddessen nicht im Raum befinden. Es könnte ansonsten die beim Färben entstehenden Dämpfe einatmen, die seinem Körper möglicherweise schaden können.
Vorsicht: Die Haarfarbe kann während der Schwangerschaft anders aussehen
Wer sich die Haare in der Schwangerschaft färbt, ohne sich vorher darüber zu informieren, kann beim Blick in den Spiegel eine böse Überraschung erleben. Denn durch die Hormonumstellung verändert sich auch die Haarstruktur - und somit auch das Ergebnis beim Färben. Blondierungen können plötzlich intensiver oder schwächer ausfallen als gewohnt, auf so mancher Mähne zeigen sich unerwartete Flecken. Um solche Vorfälle zu vermeiden, sollten Sie während der Schwangerschaft einen erfahrenen Friseursalon aufsuchen und sich dort bezüglich des Färbens beraten lassen.
Diese Alternativen gibt es zu chemischen Haarfarben und Blondierungen
Für viele Frauen sind die gesundheitlichen Risiken und die ästhetische Unberechenbarkeit Grund genug, sich in der Schwangerschaft nicht die Haare zu färben. Hinzu kommt der strenge Geruch von Ammoniak oder Bleichmitteln, der bei einigen schwangeren Frauen Übelkeit auslöst. Auf die schönen blonden oder gar blauen Haare möchte trotzdem kaum jemand verzichten. Wir stellen Ihnen sinnvolle Alternativen zur chemischen Haarfarbe vor.
Strähnchen oder Balayage färben
Gegenüber dem klassischen Haare färben haben Strähnchen den Vorteil, dass der Ansatz nicht eingefärbt werden muss. Somit besteht kaum bis kein Kontakt zwischen Haarfarbe und Kopfhaut. Schadstoffe können nicht in den Blutkreislauf gelangen und das Kind nicht beeinflussen. Übrigens: Wenn Sie viele helle Strähnchen färben lassen, erwecken Sie den Eindruck, Ihre Haare seien vollständig blondiert.
Wer sich mit Strähnchen nicht ausreichend anfreunden kann, sollte Balayage in Betracht ziehen. Dabei handelt es sich um eine absolut im Trend liegende Färbetechnik, bei der nur die Haarspitzen eingefärbt werden. So entsteht ein faszinierender Farbverlauf im Stil von Stars wie Blake Lively oder Sarah Jessica Parker. Die Balayage muss nur selten nachgefärbt werden und verhindert, ebenso wie die Strähnchen, den Kontakt zwischen Kopfhaut und Haarfarbe.
Pflanzliche Haarfarben können chemische Produkte ersetzen
Möchten Sie während Ihrer Schwangerschaft vollständig auf Chemie verzichten, sind auch Tönungen oder Strähnchen ein No-Go. In diesem Falle können pflanzliche Haarfarben eine Alternative darstellen. Viele Menschen empfinden beispielsweise Henna als gesündeste Haarfarbe und setzen auch ausserhalb der Schwangerschaft auf das Färbemittel. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung stuft Henna als gesundheitlich unbedenklich ein.
Vorsicht: Dass ein Produkt als pflanzliche oder eine natürliche Haarfarbe gekennzeichnet ist, bedeutet nicht, dass es keine Zusatzstoffe enthält. Denn Begriffe wie "Pflanzenhaarfarbe" sind in Europa nicht geschützt. So ist es beispielsweise erlaubt, Henna sechs Prozent PPD zuzusetzen. Dadurch können mit dem Stoff, der von Natur aus nur rotbraun färben würde, auch schwarze Haare gefärbt werden. Zudem kann Henna abhängig vom Anbaugebiet Spuren von Pestiziden enthalten. Kaufen Sie daher nur qualitativ hochwertige, zertifizierte Naturprodukte.
Neben pflanzlicher Haarfarbe können auch natürliche Färbeshampoos eine Alternative darstellen. Sie enthalten Farbstoffe wie beispielsweise Kamille oder Kastanie, die gesundheitlich unbedenklich sind und die Haare so sanft wie möglich einfärben. Halten Sie auch hier Rücksprache mit Ihrem Frauenarzt, bevor Sie ein unbekanntes Produkt verwenden.
Fünf Hausmittel zum Aufhellen und Abdunkeln der Haare
Aufgrund der möglichen Zusatzstoffe und Pestizide stellen auch pflanzliche Haarfarben für manche Frauen keine Alternative dar. In diesen Fällen können Sie auf Hausmittel zurückgreifen. Möchten Sie Ihre Naturhaarfarbe ohne chemische Bleichmittel aufhellen, empfehlen sich beispielsweise Zitronensaft oder Kamillentee. Schwarzer Tee, Zwiebelschalen und Kaffee sorgen hingegen für eine dunklere Farbe als zuvor.
1. Kamille: Helles Haar kann durch einen Kamillensud weiter gebleicht werden, auf dunklem Haar entsteht durch das Hausmittel ein leichter Rotstich. Geben Sie acht Beutel Kamillentee in 750 Millilitern gekochtes Wasser oder giessen Sie Kamillenblüten mit einem Liter Wasser auf. Der abgekühlte Tee wird anschliessend in die Haare einmassiert. Damit der gewünschte Effekt zustande kommt, ist ausserdem Wärme notwendig. Wickeln Sie Ihre Haare dafür in ein Handtuch oder halten Sie sich in der Sonne auf. Nach einer Stunde Einwirkzeit können Sie den Sud wieder ausspülen.
2. Zitrone: Durch die starke Wirkung der Zitronensäure kann dieses Hausmittel praktisch jede Haarfarbe bleichen. Sie darf jedoch nicht unterschätzt werden: Dosieren Sie die Zitrone vorsichtig, um kein zu intensives Ergebnis zu erreichen. Abhängig von der Länge Ihrer Haare benötigen Sie zwischen fünf und zehn Zitronen. Pressen Sie diese aus, füllen Sie den Saft in eine Sprühflasche um und tragen Sie ihn damit auf Ihr feuchtes Haar auf. Der Zitronensaft muss etwa eine Stunde einwirken. Durch einen Aufenthalt in der Sonne können Sie den Effekt verstärken.
3. Schwarzer Tee: Mit schwarzem Tee können Sie helles Haar dunkler färben. Dazu wird ein Teebeutel mit 100 Millilitern kochendem Wasser übergossen. Er muss dann eine halbe Stunde durchziehen. Die frisch gewaschenen Haare können anschliessend vom Ansatz bis zu den Spitzen mit dem Tee getränkt werden.
4. Kaffee: Um Ihr Haar zu verdunkeln, können Sie Kaffeesatz und Conditioner miteinander vermischen. Das Resultat wird in die gewaschenen Haare einmassiert und nach einer Stunde Einwirkzeit wieder ausgewaschen. Pluspunkt: Der Kaffeesatz entfernt trockene Schuppen und wirkt somit wie ein Peeling für die Kopfhaut.
5. Zwiebelschalen: Kochen Sie 100 Gramm Zwiebelschalen in 250 Millilitern Wasser auf und lassen Sie die Mischung ziehen, bis das Wasser braun geworden ist. Nach dem Abkühlen verteilen Sie das Gemisch auf Ihrem Haar und lassen es einwirken. So erzeugen Sie besonders auf hellen Haaren einen natürlichen Braunton.
Von Essig und Stufenschnitten: Tricks und Tipps für die Schwangerschaft
Haben Sie sich die Haare bisher gefärbt und möchten es während der Schwangerschaft unterlassen, ist es meist schwer mit anzusehen, wie die alte Farbe herauswächst. Glücklicherweise gibt es einige Tricks, die dafür sorgen, dass Ihnen die geliebte Haarfarbe etwas länger erhalten bleibt.
1. Saure Spülung: Eine saure Spülung verleiht Ihren Haaren neuen Glanz und lässt die alte Farbe somit frischer wirken. Mischen Sie dafür 60 Gramm Weinessig mit zwei Litern Wasser und spülen Sie Ihre Haare damit.
2. Glossing: Ein Glossing ist keine Tönung, sondern eine Art Veredelung. Es bringt neuen Glanz ins Haar und sorgt, ebenso wie die Spülung, für eine frischere und lebendigere Farbwirkung. Auch Frauen mit ungefärbten Haaren können Glossings benutzen, um ihre Naturhaarfarbe satter und kräftiger wirken zu lassen.
3. Kurzer Stufenschnitt: Kurze, durchgestufte Frisuren können helfen, das Herauswachsen der Farbe zu kaschieren. Zusätzlich können Sie ein Ansatzspray benutzen, dessen Verträglichkeit Sie jedoch mit Ihrem Frauenarzt absprechen sollten.
Tipp: Durch die Hormonumstellung in der Schwangerschaft verlieren Sie weniger Haare, was Ihre Mähne deutlich voluminöser wirken lässt. Das kann für ein neues Verhältnis zu den eigenen Haaren sorgen. Viele Frauen sind mit ihren kräftigen Haaren so zufrieden, dass sie sie gar nicht mehr färben möchten. Pflege und Styling sind dann völlig ausreichend. Versuchen Sie es!